Gäste warten acht Jahre auf Sieg
Bei den Spielen der Mannschaften "vom Gebirg" knistert meist die Spannung
Der Tabellenstand spricht derzeit für ein Schlagerspiel nicht, wenn am Sonntag der 2. der A-Klasse Erlangen/Forchheim gerade mal den 12. empfängt. Heißen aber wie in diesem Falle die Gegner SV Bieberbach und SV Moggast, dann ist nicht nur wegen der Nähe beider Dörfer "vom Gebirg" oberhalb von Ebermannstadt Derbyspannung angesagt. Denn an einer gesunden Rivalität beider Vereine hat es noch nie gefehlt. Der Anhang ist, auch wenn man sonst ganz gut befreundet ist, heiß auf das Kräftemessen, auf das man ein Jahr warten mußte. Bekanntlich haben die Bieberbacher erst heuer wieder den Aufstieg in die A-Klasse geschafft.
Dort sind auch die Moggaster noch nicht allzulange zuhause. Früher spielte sich das Traditionsderby meist in der B-Klasse ab. Nach dem Jahr in der "B-Liga-Verbannung" ist Aufsteiger Bieberbach wider Erwarten gut aus den Startlöchern gekommen. Noch unbesiegt, steht man mit 6:2 Zählern auf Rang 2. Genau das Gegenteil war bei Moggast der Fall. Noch kein Sieg und 3:5 Punkte bedeuten Rang 12, viel weniger als sich die Verantwortlichen nach der glänzenden Aufholjagd in der Rückrunde 1993, als sich die Elf mit 17:5 Punkten in Folge noch den Klassenerhalt sicherte, erhofft hatten. Schlechte Papiere also für die Gäste, um nach acht Jahren Pause wieder mal zwei Punkte vom Nachbarn zu entführen?
Bieberbachs Trainer Norbert Rückert sieht seine Elf allerdings nicht in einer Favoritenrolle. "Ein Aufsteiger ist immer Außenseiter", sagt er. Er räumt aber schon ein, daß Bieberbach erstens "einen Lauf hat" und daß es sich zweitens aus starker Tabellenposition heraus leichter aufspielen läßt denn als Hinterbänkler. "Wir haben keinen Druck, Moggast hat ihn, das ist ein kleiner Vorteil, den es zu nützen gilt". Die "Acht-Jahres-Bilanz" spricht zusätzlich für die Gastgeber. "Moggast liegt uns" sagt Rückert, dem die Mannschaft des Gegners natürlich ebenso ein offenes Buch ist wie Bieberbachs Elf seinem Widerpart Michael Schmidt. Rückert hat allerdings grundsätzlich etwas dagegen, wenn der Anhang das "sicherlich engste Derby" (der Trainer) zu hoch handelt. "Man kann vor zu großer Euphorie immer wieder nur warnen. Am Ende geht es doch nur um zwei Punkte wie an vielen anderen Tagen". Das will er auch seinen Männern klarmachen. "Sonst geht unsere schöne Serie ganz schnell zuende".
Ins Traditionsderby führt Rückert seine Männer nicht ohne Sorgen. Der torgefährliche Klaus Krügel fällt schon seit Saisonstart mit Meniskusquetschung aus, hat nicht einmal trainiert. Der auch von den Moggastern gefürchtete andere Torjäger Stefan Distler spielt nicht beschwerdefrei, auch wenn "wir auf ihn nicht verzichten können, falls er nur 50 Prozent bringt". Rückert selbst ist auch nicht gesund. Dazu fehlen Stiller (Urlaub) und Kalb (Arbeit). Rückert: "Dennoch ist mir vor dem Derby nicht bange. Zuhause muß man gegen jeden Gegner in dieser Klasse gewinnen, will man als Aufsteiger überleben. Und ein Punkt wäre angesichts unserer guten Ausgangssituation auch kein Beinbruch".
Ein Beinbruch wäre auch für Moggasts Trainer eine Niederlage im Derby nicht. "Abgerechnet wird am Saisonende" sagt er und ist überzeugt, daß seine Männer bis dahin längst bewiesen haben, daß mehr Potential in der Mannschaft steckt, als der momentane Tabellenplatz sagt. Der stimmt Schmidt allerdings schon nachdenklich. Das Negativkonto von Moggast wurde nämlich keineswegs gegen die erste Sahne der Liga eingerichtet sondern gegen Allerweltteams. Warum die Mannschaft gegen Mannschaften wie. Hammerbach oder Weißenohe wenig zustande bringt, weiß auch Schmidt nicht zu beantworten.
"Meine Mannschaft bringt zur Zeit nur 30 Prozent vom wahren Leistungsvermögen", urteilt der Coach. Vom taktischen Verständnis mag er gar nicht reden. "Katastrophal" sagt er, "ein Spiel-System ist momentan nicht zu erkennen". Bieberbach hat für Schmidt aber auch die Favoritenrolle, weil Moggast den engen Platz des Gegners ebenso fürchtet, wie die so einfache wie erfolgreiche Spielweise des Aufsteigers. "Lange Schläge aus der Abwehr in die Spitze und dann einfach draufgehalten in jeder Situation. Und dann treffen die Stürmer, allen voran Distler, aus den unmöglichsten Positionen. Solche Tore würden wir nie schaffen", analysiert der Trainer. Was hilft das aber? So schwach Moggaster Leistungen derzeit auch sein mögen: "Wir fahren absolut unbeeindruckt zum Derby" sagt Schmidt. Er hat wenigstens personell keine Sorgen.
Aufgebot Bieberbach: Tobias Fuchs oder Heribert Roppelt im Tor; Harald und Norbert Hartmann, Roland Fett, Norbert Rückert (?), Johannes Götz, Thomas John, Bernhard Klump, Werner Distler und Stefan Distler (?), Uwe und Harald Hofmann, Manfred Vogel, Klaus Krügel (?).
Aufgebot Moggast: Stefan Nützel; Klaus Buchdrucker, Raphael und Horst Distler, Thomas und Reini Merz, Thomas und Harry Reichold, Jürgen Wilhelm, Peter Hack, Hilmar Elbel, Thomas und Michael Schmidt, Rainer Knoll, Thomas Köferlein, Mario Klemm.
(Quelle: Nordbayerische Nachrichten 28.08.1993)