Nachbarn sind sich nicht ganz grün
Gesunde Rivalität zwischen der "Dorfelf" an der Spitze und dem Verfolger aus dem Nachbarort
Die Wahl des Schlagerspieles an diesem Wochenende war keine große Qual: schließlich tritt in der B-Klasse Ost Tabellenführer Moggast beim nur zwei Punkte zurückliegenden Dritten TSV Ebermannstadt II an. Nicht nur die Tabellensituation, auch die alte Rivalität der beiden Nachbarn verspricht ein spannendes Spiel und den Ebermannstädtern guten Besuch.
Für die Reserve des TSV Ebermannstadt ist es nach dem Spielausfall am letzten Wochenende der erste Auftritt in einem Punktspiel seit dem Spätherbst 1991. Somit kann Trainer Gerd Kohlbauer kaum Aussagen über den aktuellen Leistungsstand seiner Elf machen. Verletzte hat man nicht, "aber gut drauf sind wir auch nicht", sagt der Coach. Seine Abwehr ist, wie er meint, derzeit nicht stabil genug. Kohlbauer hat daher gegen die Torfabrik des erklärten Titelfavoriten aus dem Nachbardorf seine Bedenken. Andererseits geht er recht locker in die Partie: "Wir wollen natürlich aufsteigen, müssen das aber, anders als Moggast, nicht unbedingt." Zwei klare Aussagen findet Kohlbauer für immer wieder mal aus Moggast zu hörende "Vorwürfe" an die Ebermannstädter Adresse. Der eine Vorwurf ist, daß der TSV speziell gegen Moggast seine Reserve mit Leuten aus der Oberligamannschaft "aufrüstet" zum Prestigeduell. Kohlbauer: "Wir stopfen nicht, um Moggast zu treffen. Wir müssen einfach den Reservisten aus dem Oberligakader, soweit irgend möglich, Spielpraxis geben." Bekanntermaßen sei sowas ja nicht unproblematisch. Denn eingespielt ist sein Team bei solcher Fluktuation meist nicht. "Das wissen die Moggaster doch. Wir haben doch genügend Spieler dorthin abgegeben."
Ein klares Wort findet Kohlbauer auch zum Erscheinen des Namens Norbert Hofmann im Kader. "Wenn er tatsächlich aufläuft, gibt's wieder "Trara", fürchtet der Trainer Animositäten zwischen dem Bamberger Bayernliga-Coach und jenen Ex-Ebermannstädter Spielern, die er - angeblich - als Trainer der "Ebser" nach Moggast "weggeekelt" haben soll. Kohlbauer: Wenn irgend machbar, werde Hofmann ("Er hat uns das bei seinem Weggang zugesagt") spielen am Sonntag. "Er wäre auch gegen Hiltpoltstein dabeigewesen." Und Hofmanns Einsatz sei beileibe nicht ein gezielter Affront gegen Moggast. "Wir wollen schließlich unsere stärkste Mannschaft aufbieten." Und zu der zählt der eisenharte Trainer in der Verteidigung allemal. Kohlbauers Fazit: "Wir möchten gewinnen. Aber auch mit einem Unentschieden bleiben wir dran und eine Niederlage wirft uns nicht aus der Bahn." Von der 1. Mannschaft kann die Reserve unter Umständen auf Mario Klemm und Matthias Kannheisner rechnen.
Beim Tabellenführer Moggast hat in dieser Woche für Coach Michael Schmidt (Hannover-Messe) Torwart Stefan Nützel das Training geleitet. Er bestätigt der Elf, nach dem schwachen Restrundenauftakt gegen Geschwand (2:0) auf dem besten Wege zu sein, alte Tugenden zurückzufinden: die heißen Geschlossenheit und Spielstärke. Nach dem mäßigen Spiel gegen Geschwand und einer schwachen Vorbereitungsphase war man sich beim Spitzenreiter zunächst nicht sicher, wie der Leistungsstand wirklich ist. In Ebermannstadt wird man, da ist sich Spielleiter Heinrich Müller mit Ersatztrainer Nützel einig, mehr zeigen müssen als gegen Geschwand. Schon immer herrschte zwischen beiden Vereinen eine gewisse Rivalität ("wir galten ja lange als Ebermannstädter Zweigstelle") und diesmal kommt noch die Tabellensituation dazu: Moggast hat nur zwei Minuspunkte weniger auf dem Konto als der Tabellendritte Ebermannstadt. Ein Sieg unten im Tal wäre für den Titelfavoriten vom Gebirg sicher eine kleine Vorentscheidung, zumal man die anderen Verfolger Pottenstein und Bärnfels noch in Heimspielen auf Distanz halten kann.
Nützel hofft nur, daß diesmal nicht wie oft in Derbys gegen die "Ebser" der Glücklichere, sondern der Bessere gewinnt. Die letzten beiden 0:1 - Niederlagen von Ebermannstadt wurmen die Elf mit den "Ex-Ebsern" Michael und Thomas Schmidt, Nützel und Libero Neef doch arg. Viel wird diesmal, so meint Nützel, wieder mal drauf ankommen, ob der Rivale mehrere am Samstag im Oberligaspiel nicht benötigte Aktive einsetzen kann. "Aber verrückt machen lassen wir uns auch dann nicht." Zwei Mann fallen in der Abwehr aus: Raffael Distler und Thomas Kohler laborieren an Muskelfaserrissen. Heiß sind die Moggaster Fans: "Wenn's Wetter paßt, rechne ich mit 500 Zuschauern in Ebermannstadt", kündigt Nützel eine kleine Invasion an. Ob tags zuvor Ebermannstadts 1. Mannschaft gegen Neumarkt mithalten kann?
Aufgebot TSV Ebermannstadt: Horst Steinbauer; Rainer Kohlbauer, Thomas Schüßler, Holger Feinermann, Matthias Erl, Josef Nützel, Ruppert Herbst, Konrad Hübschmann im defensiven Mittelfeld; offenes Mittelfeld mit Alexander Kohlbauer, Lothar Farr; Spitze: Christian Wolf.
Aufgebot Moggast: Stefan Nützel; Abwehr mit Klaus Buchdrucker, Thomas Merz (?), Thomas Spors, Libero Werner Neef, im Mittelfeld Michael Schmidt, Peter Hack, Günter Redel, Thomas Reichold und Reinhard Merz; Sturm mit Harald Reichold, Winnie Dull, Klaus Reimann, Thomas Schmidt; Ersatztorwart Klaus Walter.
(Quelle: Nordbayerische Nachrichten 04.04.1992)