Herbert Grönemeyer mal kniefrei und leise
Der Sänger zeigte sein Können auf dem Fußballplatz - adidas-Team gewann
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages brannten unerbittlich auf den Moggaster Fußballplatz. Herbert Grönemeyer, Sänger und Schauspieler, blickte kurz nach oben, fuhr sich mit der Hand über das schweißnasse Gesicht. Und schon setzte er sich wieder in Bewegung, sprintete einem Gegner hinterher und versuchte, ihm den Ball abspenstig zu machen. Der Star hielt sich gut, wie eigentlich die ganze Grönemeyer-Mannschaft, die hier gegen ein adidas-Team antrat. Was macht denn ein Sänger auf dem Fußballplatz? Diese Frage stellte sich so mancher Zuschauer. Ganz einfach, er geht einem Hobby nach, wie es auch Maurer oder Banker tun. Herbert Grönemeyer legte keine Starallüren an den Tag, wollte behandelt werden, wie jeder andere. Nur keine Publicity wollte er und er bestand auf einem eigenen Masseur. Doch wie kommt "Herbie" gerade nach Moggast? Auch eine oft gestellte Frage. Die Verbindung entstand durch Peter Martin, PR-Manager bei adidas und Stammspieler beim SV Moggast. Bereits vor zwei Jahren organisierte er in Pegnitz ein Fußballspiel gegen die Grönemeyer-Mannschaft. Diese besteht aus einem Kader von rund 30 Spielern, Bandmitgliedern, Organisatoren und sogenannten Roadies. 13 davon traten in Moggast an. In Pegnitz gewannen die Gäste 9:1, diesmal mußten sie sich 3:5 geschlagen geben. Dabei überraschten sie jedoch durch technisches Können und unerwartet guten Fußball.
Wochenlang herrschte strengste Geheimhaltung um das geplante Match. Spielertrainer Michael Schmidt organisierte das Notwendige, ohne viel Aufhebens zu machen. Niemand sollte davon erfahren, um auszuschließen, daß Horden von neugierigen Fans den Star belagern. Und doch säumten rund 150 Zuschauer das Spielfeld. "Der schaud ja net recht schboadlich aus", lautete der Kommentar eines älteren Moggasters, als sich die Gäste warm liefen. Dabei hatte er einige Schwierigkeiten, Grönemeyer überhaupt auszumachen. Der unterschied sich ja gar nicht von den anderen Mannschaftsmitgliedern, sah "ganz normal" aus. Wenn der blonde Bochumer überhaupt auffiel, dann durch ein gelbes Stirnband und die vornehme Blässe der Beine. Im Spiel selbstschlug er sich tapfer, rannte auf und ab und hatte weniger Schwierigkeiten mit der Kondition, als manch anderer seiner Männer, Szenenapplaus bekam er, als es ihm gelang, einen gefährlichen Ball aus dem Torraum zu köpfen. Zur Halbzeit stand es 2:2. In der zweiten Hälfte tauten dann beide Mannschaften etwas auf, die Zuschauer sahen mehr Zweikämpfe und schnelle Spielzüge. Doch bald machte sich bemerkbar, daß den Gästen ein regelmäßiges Training fehlt. Ihnen ging die Luft aus. Interessant wurde es für die grüppchenweise am Feld stehenden Fußball-(oder Musik)freunde, als Herbert Grönemeyer vor dem gegnerischen Tor zusammenbrach und mit einem Krampf in der rechten Wade kämpfte. Der Masseur machte sich nach kurzem Zögern auf den Weg, wurde bei seiner Ankunft im Strafraum schon nicht mehr gebraucht. Nach dem Motto "Männer haben's schwer, nehmen's leicht" kämpfte Herbert tapfer weiter.
Frischgeduscht saßen die beiden Mannschaften anschließend bei Gegrilltem zusammen. Herbert Grönemeyer alberte mit seinen Aachener Freunden herum. "Das war ein tolles Spiel" verkündete er mit strahlenden Augen, besonders lobte er die Fairneß der Einheimischen. Ein Steak, zwei Portionen Kartoffelsalat und Bier vom Faß verschafften dem Sänger erste Stärkung (das Essen hatte die Ebermannstadter Metzgerei Hübschmann, Getränke der SV gestiftet). Vor den geöffneten Fenstern warteten einige Teenager ausdauernd (und vergebens) auf eine günstige Gelegenheit, ein original Grönemeyer T-Shirt zu ergattern. Die Stimmung stieg, bei einem "Staffel-Trinken" bewiesen die Moggaster, daß sie auch in dieser Disziplin die bessere Kondition hatten. Das erlebte Grönemeyer allerdings nicht mehr, er verabschiedete sich bereits frühzeitig, und trat die etwa vierstündige Heimfahrt an. Der Rest der Mannschaft blieb noch länger und nächtigte im "Forsthaus" Fürth.
(Quelle: Fränkischer Tag 23.08.1989)